Die Elmshorner Bürgermeister/in

Die Bürgermeister/innen der Stadt Elmshorn seit 1870 (in  Arbeit)


1870-1888  – Johannes Joachim Bornhöft


1870-1888 Johannes Joachim Bornhöft

Am 11. April 1870 wurden von der Regierung in Schleswig die Stadtrechte für Elmshorn bestätigt. Bereits am 17. Februar 1870 hatten die wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger Elmshorns für die Berufung des in Elmshorn seit dem Jahr 1867 schon tätigen Kirchspielvogtes Johannes Joachim Bornhöft als Bürgermeister gestimmt. Bornhöft (geb. 1831) wurde zunächst auf sechs Jahre berufen. Seine Amtszeit wurde zweimal um den gleichen Zeitraum verlängert. In der Epoche Bornhöft musste der Ort sich auf die Aufgaben und das Gepräge einer Stadt umstellen. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich auf rund 9.000 Personen und mit der Anlegung neuer Straßenzüge wurden neue Baugebiete erschlossen. So entstand in jenen Jahren die Schul- und die Gärtnerstraße und als Verbindung zwischen den beiden die Norder- und Kirchenstraße. Mit dem Neubau der Bürgerschule, dem späteren 1943 durch Bombenabwurf zerstörten Stadtbauamt, erhielt der Ort seine erste weiterführende Mittelschule. Durch die Eingemeindung der bis dahin selbstständigen Ortschaften Vormstegen und Klostersande im Jahr 1878 wurde, das Stadtgebiet erweitert und die bis dahin bestehende Rivalität zwischen Elmshorn und seinen Nachbaren endlich begraben. Die Anlage eines städtischen Lösch- und Ladeplatzes am Nordufer des Hafens förderte Handel und Schifffahrt. Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr (1876) verbesserte das Feuerlöschwesen, und mit der Übernahme der Spar- und Leihkassse als städtisches Institut wurden auch die Weichen für die Neuzeit gestellt. Bornhöft hat als ehrenamtlicher Bürgermeister die Entwicklung der jungen Stadt wesentlich gefördert. Die Bürgerschaft dankte ihm bei seinem Ausscheiden mit einem Fackelzug.
(Quelle: Beiträge zur Elmshorner Geschichte, Band 1, Richard Bobell)


1888-1897 Ernst Gustav Thomsen



Nach längeren Verhandlungen mit der Regierung in Schleswig konnte Anfang Juni 1888 die neue Hauptsatzung beschlossen werden. Sie sah einen hauptamtlichen Bürgermeister und die Bildung eines Magistrats als kollegiale Verwaltungsspitze vor, dem der Bürgermeister, drei Stadträte und drei Ratsmänner angehören sollten. Die Zahl der Stadtverordneten blieb unverändert bei 12 Mitgliedern. Unter 50 Bewerbern für das Amt des Bürgermeisters entschied sich die Bürgerschaft in der direkten Wahl vom 21. September 1888 für den Gerichtsassessor Gustav Thomsen aus Kiel. Mit einer Amtszeit von 12 Jahren wurde er am 6.Dezember 1888 in sein Amt eingeführt. Thomsen, geb. 1858, entstammte aus einer kinderreichen Bauernfamilie im Lauenburgischen und hatte nach dem Besuch einer Privatschule und des Gymnasiums in Kiel, Münster und Berlin studiert und das große Staatsexamen abgelegt. Mit der Eingemeindung der bis dahin zu Kurzenmoor gehörenden Ortschaften Wisch und Köhnholz im Jahr 1894 wurde nicht nur eine wesentlich Gebietserweiterung der Stadt vollzogen, sondern auch die Voraussetzung für die Errichtung der für die Holsteiner Pferdzucht bedeutsame Reit- und Fahrschule geschaffen. Die Einwohnerzahl hatte 10.000 überschritten, sie betrug am 1.Dezember 1895 insgesamt 12.207 Personen. Wesentliche Verbesserungen in der Amtszeit von Bürgermeister Thomsen erfuhr das Schulwesen. Mit dem Neubau der Volksschule Hafenstraße, der Mädchenschule Propstenfeld und der Turnhalle Kirchenstraße wurde auch die bisherige Mittelschule in eine Realschule umgewandelte und die bisherige private Höhere Töchterschule (Lyzeum) in städtische Verwaltung übernommen. Besondere Bedeutung erlangte auch der Bau des städtischen Krankenhauses und die Übernahme der bisher privaten Gasanstalt als städtische Einrichtung. Die größte Errungenschaft dieser Amtszeit war wohl die Planung und der Bau einer Kanalisation für das gesamte damals bebaute Stadtgebiet.
(Quelle: Beiträge zur Elmshorner Geschichte, Band 1, Richard Bobell)


1898-1909 Julius Anz



Innerhalb kurzer Frist nach dem Ausscheiden Ende August 1897 von Bürgermeister Thomsen konnte noch vor Jahresende die Wahl eines Nachfolgers stattfinden. Aus der Präsentation von drei Bewerbern entschied sich die Bürgerschaft am 10. Dezember 1897 für den bisherigen zweiten Bürgermeister von Wismar, den Juristen Julius Anz.. Er setzte tatkräftig fort, was sein Vorgänger begonnen hatte. Die Kanalisation kam zum Abschluss, aber Fäkal- und Müllabfuhr und die Wasserversorgung der Stadt bedurften dringend einer Neuordnung. Müllabfuhr und Fäkalabfuhr waren bis dahin private Anliegen gewesen. Da sich hier wie auch bei der Abwasserbeseitigung unerträgliche Missstände gezeigt hatten, wurde im Jahre 1899 die Fäkalabfuhr und im darauf folgenden Jahr auch die Müllabfuhr als städtische Einrichtung übernommen. Die Bevölkerung hatte bisher ihr Trinkwasser aus Brunnen bezogen, die aber nach einer Untersuchung im Jahre 1998 überwiegend stark verschmutzt waren. Von den untersuchten 142 Brunnen lieferten 81 verschmutzte Wasser; 47 mussten wegen der Gesundheitsgefährdung sogar außer Betrieb genommen werden. Nach etlichen Bohrungen entschieden sich die Kollegen für den Neubau eines Wasserwerkes in den Liether Dünen. Es wurde im Jahr 1902 fertig gestellt und lieferte hervorragendes Trinkwasser. Der Volksmund fand schnell einen Namen: Neben den aus örtlichen Brauereien bezogenen Bieren gab es in Elmshorn nun auch einen „Münster-Bräu“. Georg Münster, der erste Maschinenmeister des Wasserwerkes, hatte bis nach dem Zweiten Weltkrieg diesem Betriebszweig der Stadtwerke vorgestanden. Mit den für die Anlage der Tiefbrunnen und ihrer Schutzzonen getätigten Grundstückskäufen im Umland des Wasserwerkes verband der Bürgermeister einen weiteren Zweck. Zusammen mit dem Stadtverordneten Matthias Kruse war er besonderer Förderer einer Aufforstung dieser Flächen, um hier ein attraktives Naherholungsgebiet für die Elmshorner Bevölkerung zu schaffen. Mit einem umfassenden Programm zur Neu-oder Umpflasterung der städtischen Straßen, für das während der Amtszeit Anz über 538.500 Mark aufgewendet wurden, sind wesentliche Verkehrsverbesserungen in den Wohn- und Gewerbegebieten geschaffen worden. Auch im schulischen Bereich war diese Epoche wachstumsorientiert. Die Bismarckschule wurde durch Aufstockung erweitert und zu einem Reform-Realgymnasium ausgebaut. Das Lyzeum erhielt einen Neubau an der Bismarckstraße und die Schule Hafenstraße ihren zweiten Bauabschnitt. Neu war auch der Pflichtbesuch der kaufmännischen Fortbildungsschule (Berufsschule), die seit der ursprünglichen privaten Gründung im Jahr 1888 ihren Unterricht in einer angemieteten Pantolettenfabrik am Propstenfeld erteilte.
(Quelle: Beiträge zur Elmshorner Geschichte, Band 1, Richard Bobell)


1909 – 1932 Dr. Arno Jurk



Da eine Wiederwahl von Bürgermeister Anz durch die zuständige Präsentationskommission ausgeschlossen wurde, entschied sich die Bürgerschaft in der unmittelbaren Wahl vom 19. Juni 1909 für den 1868 in Schlesien geborenen und zuletzt als Bürgermeister von Mylau (Sachsen) tätigen Juristen Dr. Jurk als Nachfolger. Jurk hatte mit 23 Dienstjahren die bisher längste Amtszeit alle Bürgermeister dieser Stadt. Sie war aber überschattet vom Zusammenbruch des Kaiserreiches, der Inflation und den Folgen des verlorenen Krieges und schließlich der Weltwirtschaftskrise 1930/31. Jurk übernahm bereits ab 1. November 1909 kommissarisch die Geschäfte des Bürgermeisters. Seine Amtszeit begann am 10. Februar 1910. Zu Friedenszeiten konnte der Amtsinhaber dank der guten Steuerkraft des Ortes noch erfolgreich an die Aufbauarbeit seiner Vorgänger anschließen. Der Ausbau der Gas- und Wasserversorgung und die Einführung der elektrischen Stromversorgung (1912) waren Schwerpunkte seiner Arbeit. Auch seine Bemühungen um eine Verbesserung der Bahnanlagen waren erfolgreich. Die Umbaupläne, die auch die Hochlegung des Bahnkörpers im Bahnhofsbereich vorsahen, waren fertiggestellt. Während aber Einsprüche den Baubeginn verzögerten, vereitelte der Kriegsausbruch die Erfüllung langgehegter Hoffnungen vollständig. Während des ersten Weltkrieges bemühten sich Bürgermeister und Magistrat vornehmlich um eine ausreichende Lebensmittel- und Brennstoffversorgung der Bevölkerung sowie um die Beschaffung von Schuhen und Kleidung. In einer Kriegsküche wurde für große Teile der Bevölkerung eine tägliche, wenn auch wohl nicht immer sehr schmackhafte warme Mahlzeit bereitet; die örtliche Kriegshilfe verbesserte die Einkommen der Soldatenfrauen. Mit Ruhe und Bedachtsamkeit, die insbesondere dem Verhandlungsgeschick des Bürgermeisters zu verdanken waren, vollzog sich in Elmshorn der Übergang vom Kaiserreich zur Demokratie. Die Forderungen und Wünsche des örtlichen Arbeiterrates wurden als angemessen akzeptiert, und auch die Teilnahme eines Vertreters des Arbeiterrates an Magistratssitzungen hat nie zu wesentlichen Differenzen geführt. Nach dem Kriege setzten der Bürgermeister und die städtischen Gremien ihre ganze Kraft in die Milderung der durch Inflation, Wohnungsnot, Wirtschaftsflaute und Arbeitslosigkeit verursachten Schwierigkeiten. Über eine städtische Baugesellschaft wurden Eigenheimsiedlungen in der Blücherstraße, an der Ansgarstraße/Hogenkamp, am Hebbelplatz/Morthorststraße, in der Timm-Kröger-Straße und Langenmoor gefördert. Das neue Altenheim am Sandberg konnte 1920 in Betrieb genommen werden. Der Neubau einer Volksschule an der Schulstraße („Blaue Schule“) wurde vollendet, das Krankenhaus erweitert. Die Schwierigkeiten durch die Abwasserreinigung in die Krückau führten zu einem langwierigen Prozess mit dem Verband der unteren Krückauanlieger, der schließlich in einem Vergleich mit der Verpflichtung der Stadt zum Bau einer Kläranlage beendet wurde. Die Planung, eine Versuchsanlage und schließlich der Bau der städtischen Kläranlage an der Kruck, mit dem auch Änderungen im Kanalnetz verbunden waren, haben erhebliche städtische Mittel gebunden. Notstandsarbeiten, die durch staatliche Zuschüsse finanziert wurden, begleiteten die Nachkriegsjahre. So wurden Straßenbauarbeiten ausgeführt und auch die Teichanlage im Liether Gehölz geschaffen. Als Steuermann und kühl abwägend, sparsamer Hausvater hat Jurk die „Flora“, das Wappenschiff im Stadtwappen, mit Zurückhaltung in der Haushaltspolitik sicher durch die schweren Jahre geführt und die Klippen der Wirtschaftsflauten umsteuert. Mit der Verlängerung seiner Amtszeit um weitere 12 Jahre 1922 wurden seine Leistungen anerkannt. Auch seine nazistischen Nachfolger, die Fehlverhalten in der Weimarer Zeit aufzudecken suchten, konnten seine Finanzpolitik nicht in Misskredit bringen. Eine angegriffene Gesundheit, die auch durch mehrere Kuren keine Besserung erfuhr, veranlasste Jurk im August 1932, um seine vorzeitige Pensionierung zum 1. Februar 1933 nachzusuchen. Seiner Bitte wurde stattgegeben. Dass dieses Datum mit der „Machtübernahme“ besondere Bedeutung erlangen würde, konnte er zu dieser Zeit noch nicht ahnen.
(Quelle: Beiträge zur Elmshorner Geschichte, Band 1, Richard Bobell)


Fritz Petersen – gewählt, aber nicht bestätigt


Nachdem feststand, dass Bürgermeister Dr. Jurk in den Ruhestand gehen würde, der ihm leider nur zwei Jahre vergönnt war, und auch geklärt war, dass nicht unbedingt eine juristische Ausbildung für diesen Posten gefordert werden musste, wurde die vakante Position öffentlich ausgeschrieben. Unter 177 eingegangenen Bewerbungen waren auch die des bisherigen Beigeordneten und stellvertretenden Bürgermeisters Fritz Petersen, des Stadtbaurats Snoek, des leitenden Bürobeamten Langbehn aus der Stadtverwaltung und des Leiters des Elmshorner Arbeitsamtes Dr. Simon. Nach der veränderten Rechtslage war für die Wahl des Bürgermeisters nunmehr das Stadtverordnetenkollegium, und zwar ohne Beteiligung des Magistrats zuständig. Zu einer Sitzung Ende November 1932 waren 10 Bewerber, die in die engere Wahl genommen waren, zur Vorstellung gebeten, um in Kurzreferaten ihre Vorstellungen vom Amt und den Aufgaben eines Bürgermeisters vorzutragen. Die Entscheidung fiel dann in einer Kollegiensitzung am 10. Dezember 1932. Es war ein spannendes Ergebnis! Von den Elmshorner Bewerbern befand sich nur noch Fritz Petersen unter den zur Wahl stehenden Personen. Bei der geheimen Wahl erhielt der bürgerliche Kandidat aus Wandsbek die meisten Stimmen, er verfehlte aber die erforderliche absolute Mehrheit von mindestens 101 Stimmen. Ein zweiter Wahlgang wurde fällig. Da nun der KPD-Mann auf die Wahl von ihm eingebrachten Bewerbern verzichtete und sich auch für Petersen entschied, kam es zur Stimmengleichheit zwischen den beiden von der bürgerlichen bzw. sozialdemokratischen Fraktion getragenen Kandidaten. Danach war eine Losentscheidung fällig. Das vom Stadtverordnetenvorsteher gezogenen Los trug den Namen Fritz Petersen. Der bisherige Beigeordnete war damit als Nachfolger von Dr. Jurk gewählt. Der Beigeordnete Fritz Petersen hatte zweifellos den Vorteil, dass er in der Vergangenheit schon häufiger vertreten hatte und sich mit den örtlichen Verhältnissen bestens vertraut war. Da vorher durch Auskunft des Regierungspräsidenten in Schleswig bereits geklärt war, dass die Stadt bei der Wahl ungebunden sei, konnte man auch auf aufsichtsbehördliche Zustimmung rechnen. Es waren aber kritische politische Zeiten. Die preußische Staatsregierung war seit Juli 1932 suspendiert, und in Elmshorn hatten die Nationalsozialisten durch Tolerierung schon erheblichen Einfluss gewonnen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass das Preußische Staatsministerium, vertreten durch den Kommissar des Reiches, mit Erlass vom 27. Januar 1933 die Bestätigung der Bürgermeisterwahl versagte. Bis zum Eingang des Erlasses bei der Stadt hatte sich auch im Reich die politische Umwälzung vollzogen, und es war schon abzusehen, dass einsozialdemokratischer Bürgermeister nicht lange im Amt hätte bleiben können. Fritz Petersen hat als Beigeordneter zwar zunächst auch über den 30.Januar hinaus die Geschäfte des Bürgermeisters noch wahrgenommen. Nach der Kommunalwahl vom 12. März 1933, die ihm erneut ein Mandat in der Stadtverwaltung zuwies, wurde ihm aber die Führung der Amtsgeschäfte untersagt.
(Quelle: Beiträge zur Elmshorner Geschichte, Band 1, Richard Bobell)


Die nationalsozialistischen Bürgermeister (1933 – 1945)


Die neuen Machthaber hatten eigene Vorstellungen. Obwohl sie für ihre „Machtergreifung“ die Regeln der Weimarer Verfassung in Anspruch nahmen, wollten sie die Demokratie zerstören und durch einen „Führerstaat“ ersetzen. Dazu brauchten sie auch ihre eigenen Leute auf allen Ebenen der staatlichen Gewalt bis hinunter in die kleinste Gemeinde. Mit der Kommunalwahl vom 12. März 1933 waren die Nationalsozialisten (9 Sitze) erstmalig in die Stadtvertretung eingerückt, sie hätten aber nicht die Mehrheit erhalten, wenn nicht die Deutschnationalen (3 Sitze) sich ihnen angeschlossen hätten. Da durch obrigkeitliche Anordnung den Kommunisten (2 Sitze) die Wahrnehmung ihres Mandats sofort untersagt wurde, bleib den Sozialdemokraten (6 Sitze) nur eine hoffnungslose Minderheit. Sie überlebten in der Stadtvertretung auch nur etwa 3 Monate, denn durch Reichsgesetz wurde auch ihre Partei verboten und die Mandate erloschen.
(Quelle: Beiträge zur Elmshorner Geschichte, Band 1, Richard Bobell)


1933 Christian Spieler


In Elmshorn war die Neubesetzung des Bürgermeisterpostens unproblematisch für die neuen Machthaber, da die Stelle vakant war. Am 20 März 1933 berief der Regierungspräsident in Schleswig den dreißigjährigen Juristen und Sturmbannführer der SS, Christian Spieler aus Wesselburen, zum kommissarischen Bürgermeister von Elmshorn. Spieler, der Schwager eines Elmshorner Buchhändlers, hatte schon in den politischen Auseinandersetzungen vor 1933 mehrfach Wirbel hervorgerufen und sich auch als Verteidiger seiner Gesinnungsgenossen vor Gericht auffallend betätigt. Er zeigte unverfroren seine Macht. Als ihm vom Magistratsmitglied Lempfert (SPD) Korruption zugunsten seines Schwagers vorgehalten wurde, schloss er Lempfert kurzerhand von den Magistratssitzungen schon im April 1933 aus. Dennoch bleib Spieler nicht lange in Elmshorn. Bereits im Juli 1933 wurde er als Oberststaatsanwalt in Preußische Justizministerium berufen.


1933-1941 Karl Krumbeck



Dem Ausscheiden von Christian Spieler folgte binnen weniger Tage schon die Einsetzung eines Nachfolgers. Mit Verfügung vom 4. Juli 1933 berief der Regierungspräsident den Rechtsanwalt Karl Krumbeck aus Bad Bramstedt zum neuen kommissarischen Bürgermeister der Stadt Elmshorn. Der 31jährige Jurist, ein überzeugter Anhänger der neuen Linie, fand schnell das Vertrauen und die Gefolgschaft seiner hiesigen Parteigenossen und wurde schon im September des gleichen Jahres von der inzwischen „gleichgeschalteten“ Gemeindevertretung zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt. Da aber wider Erwarten die aufsichtsbehördliche Bestätigung dieser Wahl lange auf sich warten ließ, konnte Krumbeck erst im August 1935, also zwei Jahre nach seiner Wahl, mit einer Amtszeit von 12 Jahren in sein Amt eingeführt werden. Krumbeck hatte eine forsche Gangart mit ausgeprägten Führungsprinzipien. Schon bald nach seiner Einsetzung machte er den Mitgliedern der städtischen Gremien, seinen Parteigenossen, deutlich, wie er im Sinne nationalsozialistischen Ideenguts die Wahrnehmung seines Amtes verstünde. Zwar sei er anfangs noch stärker auf Information und Beratung seiner ortskundigen Mitarbeiter angewiesen und hoffte auf intensive sachliche Beratung, Entscheidungen würden aber nicht mehr kollegial, sondern ausschließlich von ihm als Leiter („Führer“) der Selbstverwaltung getroffen. Der neue Bürgermeister war unbestritten ein hochintelligenter Jurist und Verwaltungsfachmann mit schneller Auffassungsgabe, gutem Erinnerungsvermögen und großer Entschlusskraft. Seine teilweise übermäßige Forschheit und Urteilsschnelle haben nicht immer gefallen können, und sein Arbeitseifer und der schonungslose Einsatz auch seiner eigenen Arbeitskraft haben seine Mitarbeiter in der Verwaltung zeitweise zur Verzweiflung gebracht. Sein Ideenreichtum war vielfältig und darauf gerichtet, das Image und das Wachstum der Stadt zu fördern. Bei der Verfolgung seiner Ziele war er hartnäckig; indes haben ihm in der Regel die finanziellen Möglichkeiten und manchmal auch die Geschicklichkeit gefehlt, seine Ziele zu verwirklichen. Einen großen Erfolg konnte Krumbeck allerdings mit der Eingemeindung der Nachbardörfer Langelohe und Hainholz, Teilen von Klein Nordende sowie Grenzkorrekturen zu Raa-Besenbek, Kölln-Reisiek und Sparrieshoop erringen. Die Lösung dieser jahrzehntealten Problematik war ihm bei Amtsantritt von Mandatsträgern seiner Partei als vordringliche Aufgabe angetragen worden. Sie war aber über politische Kanäle gegen die Widerstände und Vorwürfe von den Bürgermeistern und Vertretungen der betroffenen Landgemeinden nun leichter zu lösen und wurde durch obrigkeitliche Anordnungen zum 1. April 1938 verwirklicht. Diese Eingemeindungen, durch die das Stadtgebiet einen arrondierten Zuschnitt erhielt, hatte eine zukunftsorientierte Bedeutung für die Entwicklung des Ortes zu einer leistungsfähigen, wirtschaftlich aktiven Mittelstadt, die allerdings erst nach dem zweiten Weltkrieg mit der Schaffung der zugehörigen eigenständigen Infrastruktureinrichtung umgesetzt werden konnte. In der Amtszeit von Krumbeck entstanden auch in Elmshorn Pläne für etliche Großprojekte. Dazu zählten der Neubau des Bahnhofes mit Neugestaltung des Holstenplatzes, die Abwasserbeseitigung mit einer Druckrohrleitung zur Elbe, der Bau eines Freibades und eines Stadions in den Steindammwiesen, der Neubau eines Berufsschulgebäudes südlich der Krückau an Straße Vormstegen und der Neubau des Rathauses. Es blieben Wunschträume. Lediglich der Berufsschulbau konnte soweit gefördert werden, dass die ersten Baumaterialien bereits geliefert wurden. Der Kriegsbeginn stoppte diese Projekte ebenso wie die zur Durchführung herangereiften Pläne für den Bahnhofsneubau. Da die verfügbaren Baumaterialien vorwiegend für Maßnahmen des Reiches und militärischer Zwecke gebunden waren, blieb für Vorhaben anderer Bedarfsträger weing Raum. Der Bau einer Turnhalle in der Feldstraße war schon vor 1933 vorbereitet worden, wurde mit der Fertigstellung aber in der Erfolgsrechnung der „neuen Zeit“ verbucht. Der Wohnungsbau mußte auf Sparflamme gefahren werden. Außer privaten Objekten förderte die Stadt kleinere Projekte am Langenmoor, an der Ludwig-Meyn- und Gorch-Fock-Straße, am Moordamm, in der Apenrader Straße und am Saarlandhof. So hat sich in Elmshorn neben Maßnahmen, die unabdingbar waren wie Straßenumpflasterungen, Erweiterungen des Kanalnetzes, Erneuerungen des Hafenbollwerks oder Arbeiten, die keinen erheblichen Finanz- und Materialaufwand erforderten (Grünanlagen, kulturelle Veranstaltungen) wenig ereignet, um die Stadt in ihrer Struktur weiter zu entwickeln. Der Kriegsbeginn 1939 setzte allem Handeln und weitreichenden Plänen ein Ende. Bürgermeister Krumbeck wurde im März 1940 zum Kriegsdienst einberufen und fiel am 22. Juni 1941, am ersten Tage des Einmarsches nach Russland.
(Quelle: Beiträge zur Elmshorner Geschichte, Band 1, Richard Bobell)